Mittwoch, 19. Dezember 2012

Herzschmerz

Ein fröhlich Herz macht ein fröhlich Angesicht;
aber wenn das Herz bekümmert ist,
so fällt auch der Mut.
Sprüche 15, 13 






Letzte Nacht war ich in der Notaufnahme im Krankenhaus, weil ich ein stechenden Schmerz in der Brust hatte. Da ich vor einiger Zeit einen Eingriff am Herzen hatte, machte ich mir nun Sorgen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte und wollte es nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Während ich gleich in den Untersuchungsraum geführt wurde und alle möglichen Untersuchungen an mir vorgenommen wurden, musste mein Ehemann im Wartebereich warten. Der Arzt kam, horchte mich ab und fragte mich aus und bat dann um Geduld, weil er die Laborergebnisse von meinem Blut abwarten wollte.

Und dann fing die Warterei an. Mein Ehemann wartete im Wartebereich und ich im Untersuchungsraum. Irgendwann kam dann der Pfleger, er musste mir noch einmal Blut abnehmen, weil das andere geronnen war, bevor es untersucht werden konnte. Und er versprach mir, dass er mir meinen Ehemann hereinschicken würde. Bevor er jedoch dazu kam, wurde ein "Notfall" von einem "Rettungswagen" eingeliefert. Und alle Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger rannten ständig im Flur auf und ab und ich konnte Geräte piepsen hören und aufgeregte Stimmen und eine Stimme, die beruhigend auf den Patienten einredete.

Meinen Ehemann hatte der Pfleger vergessen...
Irgendwann, so etwas nach 2 Stunden wurde es dann ruhiger und ich sprach eine Krankenschwester an, ob sie meinen Ehemann hereinholen könnte. Und dann waren wir endlich wieder zusammen. Da wurde mir das Herz gleich leichter und ein Lächeln ging über mein Gesicht. Und die Erleichterung war auch meinem Ehemann anzusehen. Er wollte sich nicht anmerken lassen, dass er sich Sorgen gemacht hatte und so redeten wir über alles mögliche, spekulierten, warum eine dreiviertelstunde Labor weit über eine Stunde dauerte und
versuchten uns gegenseitig abzulenken.

Dann endlich kam ein Arzt, nicht der, der mich zuvor untersucht hatte, aber ein Arzt. Und er erklärte uns, dass alles in Ordnung sei, beantwortete unsere Fragen und schaffte es, dass wir unsere Sorgen im Krankenhaus in der Notaufnahme zurücklassen konnten.

Auf dem Heimweg überlegte ich, ob ich schon einmal einen solchen Schmerz im Herzen gefühlt hatte und dann fiel es mir wieder ein.

Ich konnte noch keine sechs Jahre alt gewesen sein, denn ich besuchte noch nicht die Schule. Da erfuhr ich, dass meine Oma Elli gestorben war. Wie hatte mir da das Herz weh getan, als ob mir jemand einen Dolch in das Herz stechen würde. Meine liebe Oma, die ich so seht lieb hatte, sie war tot. Ich weinte bitterlich und mein Vater versuchte mich zu trösten: "Irgendwann in einer sternenklaren Nacht gehen wir beide nach draußen und dann zeig ich dir die Oma, wie sie auf einer Wolke sitzt und dir zuwinkt. Dann winken wir zurück und dürfen uns freuen. Irgendwann zeig ich es dir, du wirst es erleben, wir werden die Oma wiedersehen. Und sie hat dich noch genauso lieb, wie bisher."

Und dass tröstete mich eine lange Zeit. Und irgendwann verstand ich, dass es meinem Vater genauso wehgetan haben musste, deine meine Oma war seine Mutter. Und irgendwann erfuhr ich, dass es ihr Herz war, warum sie gestorben ist. Und dass ich wahrscheinlich meine Probleme mit dem Herzen von ihr geerbt hatte.

Und während wir noch immer auf dem Nachhauseweg waren, mein Ehemann und ich, nahm ich seine Hand und sagte ihm, dass wir zusammen steinalt werden.

Lieber Gott, ich danke dir, dass du uns beschützt und ich danke dir für die Gewissheit, dass wir uns irgendwann alle wiedersehen....

Karla

c by kamisie





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen